Rausgegangen Geheimkonzert #16 (29. März 2019)
Freitag war es wieder so weit. Rausgegangen ist mit der inzwischen bereits 16. Ausgabe in das Geheimkonzert-Jahr 2019 gestartet. Da uns das letzte Geheimkonzert sehr gefallen hat (meinerseits mit Ausnahme der Musikrichtung von der Band Jules Ahoi und der suboptimalen Ton-Abmischung), waren wir natürlich auch dieses Mal wieder mit an Bord. Wo es hin geht und was uns erwarten wird - erneut ein großes Rätsel.
Treffpunkt ist zum Jahresauftakt der Alpenerplatz in Ehrenfeld. Nach kurzer Anreise mit der Bahn und gleichermaßen kurzem Fußmarsch durch örtliche Hipster hindurch, sowie an durchaus netten Cafés der Venloer Straße entlang, kommen wir überpünktlich um kurz nach 18 Uhr an der Sammelstelle an. Bis 18:30 Uhr also noch genug Zeit, sich gemütlich auf die Begrenzungsmauer zu setzen und das Veedel auf sich wirken zu lassen. Nebst Uneinigkeit darüber, ob die Upcycling-Pflanzenkübel auf dem Platz nun hübsch sind, oder nicht (sind sie nicht). Und ob die Aussage "Die sind nicht schön" in Ordnung ist oder es vielmehr "die finde ICH nicht schön" heißen müsste. Mein Fazit der Diskussion: Die sind nicht schön. Aber die Idee finde ich super! Daher auch ein Lob an dieser Stelle.
Nachdem die Zeit auf diese Weise schnell überbrückt ist, kommen auch schon die ersten Organisatoren auf den Platz, schwenken die Rausgegangen-Fahne und verteilen Knicklichter als Erkennungsmerkmal für die verschiedenen Sammelgruppen (jede Gruppe eine Farbe). Im Zuge dessen stellen wir wieder einmal fest, dass blau zwar eine sehr schöne Farbe ist, man diese bei Helligkeit aber kaum wahrnimmt.
Der Platz füllt sich langsam und kurz nach 18:30 Uhr geht es dann auch los. Der Trupp setzt sich in Bewegung in Richtung unbekanntes Ziel durch Ehrenfelder Straßen, bei denen ich dann doch wieder über die Helligkeit des Tages froh bin. Nachdenklich stimmen zwischen normalen Wohnhäusern so manche Bauten, die regelrecht "sozialer Brennpunkt" herausschreien. Auch wenn dem heute nicht mehr unbedingt so ist, man erkennt die Vergangenheit von Ehrenfeld mancherorts noch wieder und der Kopf kreist: "Wir sind auf dem Weg zu einem spaßigen Konzert, während es anderen Menschen weitaus weniger gut geht und für die unsere Alltagsprobleme wie blanker Hohn sein müssen". Die Gedanken finden jedoch ein jähes Ende, als wir aus der Ferne bereits die Schlange für den Einlass erspähen. Doch schon einiges los. Also nichts wie angestellt, Tickets entwerten und Stempel auf die Hand - check! Schon geht es die Rolltor-Einfahrt nach unten ins Dunkle hinein.


Schon hier zeichnet sich ab, dass 2019 alles etwas aufwendiger aufgezogen wird als noch im vergangenen Jahr. In schummrigen Ecken tanzen Artisten mit ihren Knicklichtern, wobei mit Letzteren auch bereits der Weg ausgelegt wurde, um die Strecke bis zur Band zu markieren. Schade nur, dass meine Smartphone-Kamera dies bei dem schwachen Licht nicht so perfekt einfangen kann.


Egal. Die Atmosphäre vor Ort ist beklemmend und faszinierend zugleich. Der industrielle Charme der Anlage gepaart mit dem Unwissen, was einen auf dem Weg noch alles erwartet, verleitet den Köper zu einer angenehmen Anspannung. Eine Abbiegung folgt der nächsten, überall etwas zu entdecken und für den ein oder anderen von den Teilnehmern auch zu fotografieren. Dann wird es wieder heller und man befindet sich in der Vorhalle, in der auch die Getränke-Chips für 1€ das Stück nachgekauft werden können - zwei Chips gab es bereits für jeden beim Einlass kostenlos. Ein fairer Preis.
Der erste Weg führt ganz klar zur Cocktail-Bar, während Stöff sich den alkoholfreien Softdrinks zuwendet. Zwei Chips für einen Cocktail, der viel Rum und wahlweise Cola oder Bitter Lemon enthält. Auf noch nüchternem Magen merke ich, wie er doch ziemlich reinknallt. Hooray! Dauert nicht lange, bis auch der zweite Cocktail der Weg in meine Hände findet. Im Thekenbereich dann auch die ersten Hinweise auf die heutige Band. Nach einer kurzen "Disköösch" mit der netten Dame vom Merchandise-Stand ist klar, dass es sich um die Band El Flecha Negra aus Freiburg handelt, die nach deren eigenen Aussagen "Cumbia und Reggae mit Mestizo und Peruanischen Chicha Sounds" kombiniert. Klingt auf jeden Fall mehr nach meinem persönlichen Gusto als das Programm vom letzten Mal. So langsam beginnt sich die eindrucksvolle Halle zu füllen und die Vorfreude steigt.



Doch bevor die Wände anfangen zu wackeln, wird von den Veranstaltern zunächst noch der Rausweis an den Mann / die Frau gebracht. Diese neue Veranstaltungs-Flatrate in Köln hätten wir dank Early-Bird auch schon einen Tag vorher erwerben können, allerdings schreckte der monatliche Preis von saftigen 39€ (bzw. 29€ als Early-Bird) dann doch zu sehr ab. Eher lohnend für Menschen, die auch wirklich ständig auf Achse sind und kaum eine Veranstaltung auslassen wollen. Vor Ort fanden sich dafür wohl genug Personen, denn der auf zunächst 100 Exemplare beschränkte Rausweis war binnen weniger Minuten ausverkauft. Nachschub soll es aber schon im April geben. Noch immer 30 Minuten warten, ein kühles Kölsch überbrückt die Zeit wieder einmal. Der letzte Tropfen für den Abend - und das nicht nur, weil laut Durchsage nur wenige Toiletten zur Verfügung stehen.


Endlich beginnen nun die Trompeten damit, der Party-Meute ordentlich einzuheizen (kalt war an diesem Abend aber ohnehin niemandem). Ohne den Industrie-Look, den ich immer noch großartig finde, hätte ich mich glatt wie in Spanien gefühlt. Erinnerungen an den Jakobsweg im letzten Jahr werden wach. Die langen Wanderungen, das "Wir sind gleich da"-Bier und der "Wir sind endlich da"-Sangria. Die warmen Tage, die freundlichen Menschen und das Gefühl wenn man am Ziel angekommen ist und die Kathedrale von Santiago de Compostela in voller Pracht sieht. Erinnerungen an das gute Essen und die neue Bekanntschaft mit der Kette 100 Montaditos. Und in Folge dessen auch der Gedanke daran, dass der eigene Magen noch immer leer ist - mal abgesehen von den kühlen Wohltätern der letzten Stunde. Wir genießen noch ein wenig die Musik und brechen dann frühzeitig auf, um unser wohlverdientes Abendessen abzuholen.
Am liebsten hätte ich die Atmosphäre in den Hallen noch stundenlang auf mich wirken lassen, doch für uns wird es Zeit. Wir gehen - ein tolles Erlebnis bleibt. Auf ein Neues beim Geheimkonzert #17.